Jetzt neu erschienen: Mein Buch "Stahlhart gegen Brände - Konstruktiver Brandschutz im Stahlbau".

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Feuerwiderstandsdauer

Was ist die Feuerwiderstandsdauer von Bauteilen und Tragwerken?

Feuerwiderstandsdauer

Die Feuerwiderstandsdauer gibt an, wie lange ein Bauteil oder Tragwerk der Einheits-Temperaturzeitkurve (ETK) standhält. Die Musterliste der Technischen Baubestimmungen enthält noch die nationale Brandschutznormung (DIN 4102-4 und 4102-22). Wie lang wird diese Norm neben der europäischen Normung existieren? Das ist unklar. Die Begriffe nach der 4102 sind auf jeden Fall weiterhin im Umlauf, z.B. die Benennung von Feuerwiderstandsklassen. F30, F60 und F90? Das "F" kommt aus der "alten" Norm.

Heute gilt die europäische Normung. Sie definiert als Bezeichnung für die Feuerwiderstandsklassen ein führendes "R" wie "Resistance". Das frühere F30 entspricht also R30, F60 ist nun R60 - Sie verstehen schon.😉

Wie hängt die Feuerwiderstandsdauer mit der Feuerwiderstandsklasse zusammen?

Ganz einfach: wenn ein Bauteil nach z.B. 64 min versagt, klassifizieren Sie es als R60. Es widersteht der Brandbeanspruchung ja für mindestens 60 Minuten. Die Zahl nach der Feuerwiderstandsklasse ist also die Mindestzeit, in dem das Bauteil tragfähig sein muss. Hält das Bauteil sogar 92 Minuten? Noch besser - nun können Sie es als R90 klassifizieren. Hätte es bei 89 Minuten versagt, wäre das bitter - denn dann würde weiterhin R60 gelten.

Warum finde ich in der Landesbauordnung keine Angaben zu den Feuerwiderstandsklassen?

In den Landesbauordnungen versteckt sich die Feuerwiderstandsklasse etwas. So entspricht zum Beispiel "hochfeuerhemmend" der Feuerwiderstandsklasse R60. Die weiteren Begriffe finden Sie in der Tabelle unten:

Begriff in den Bauordnungen Entspricht der Feuerwiderstandsklasse...
Feuerhemmend R30
Hochfeuerhemmend R60
Feuerbeständig R90
Hochfeuerbeständig R120
Höchstfeuerbeständig R180

Warum bezieht sich die Feuerwiderstandsdauer auf die Einheits-Temperaturzeitkurve?

Es gibt gute Gründe, dass die Feuerwiderstandsdauer auf einer einheitlichen Brandkurve basiert. Damit ist garantiert, dass ein klassifiziertes Bauteil stets dasselbe leistet. Stellen wir uns vor, wir würden als Grundlage lieber einen natürlichen Brand nehmen, einen sog. Naturbrand. Wir verwerfen also gedanklich die Einheits-Temperaturzeitkurve (ETK).

Jeder natürlich Brand verläuft anders - die Brandlast und die Verfügbarkeit von Sauerstoff beeinflussen stark, wie intensiv er ist. Wir beziehen nun die Feuerwiderstandsklasse auf diesen Naturbrand. Erkennen Sie das Problem? Jedes Mal, wenn Sie ein Bauteil klassifizieren möchten, müssten Sie wissen, ob der Naturbrand intensiv war oder nicht. Das ist eher umständlich. Und genau der Grund dafür, warum es die Einheits-Temperaturzeitkurve gibt.

Warum ist die Feuerwiderstandsdauer wichtig?

Die Feuerwiderstandsdauer spielt eine wichtige Rolle im baulichen Brandschutz. Sie trägt dazu bei, das wichtigste Ziel im Brandschutz zu erreichen: das Leben von Menschen und Tieren zu retten.

Was dazu erforderlich ist, machen Brandschützer vom Gebäude abhängig. Denn jedes Gebäude ist anders. Aus Ihrem brennenden Einfamilienhaus können Sie sich in der Regel selbst retten, wenn Rauchmelder Sie rechtzeitig alarmieren. Aber wie Sie ist das, wenn Sie in einem Hochhaus arbeiten? Wenn es dort brennt, brauchen Sie deutlich mehr Zeit, um es zu verlassen. Und falls Ihnen das nicht gelingt, braucht die Feuerwehr genügend Zeit, um Sie zu retten.

Diese (und weitere) Gedanken stecken in der Feuerwiderstandsklasse. Das Tragwerk eines Hochhauses widersteht einem Brand meistens zwischen 60 und 120 Minuten (also: R60, R90 oder R120). Ihr Einfamilienhaus hat hingegen üblicherweise keine Anforderungen an den Brandschutz.

Wie wird die Feuerwiderstandsdauer erzielt?

Der Ingenieur wird in aller Regel versuchen, die Regeln aus den Eurocodes einzuhalten. Die Brandschutzteile der Eurocodes geben zum Beispiel für eine Stahlbetonstütze an, welche minimalen Abmessungen ihr Querschnitt haben muss. Und wie viel Bewehrung erforderlich ist, um eine bestimmte Feuerwiderstandsklasse zu erreichen. Dieses Vorgehen gehört zum konstruktiven Brandschutz und ist ein Teil des baulichen Brandschutzes.